CM Oktober: Wie kommt ‚der Radfahrer‘ unter ‚das Auto‘?
Am Dienstag, 1. Oktober startet um 18 Uhr am Holzmarkt die monatliche Critical Mass. Diesmal wenden sich die Fahrrad-Demonstranten der Berichterstattung zu Verkehrsunfällen mit Radfahrerbeteiligung zu.
„In solchen Berichterstattungen erleben wir es immer noch, dass Vorgänge verharmlost werden oder die Schuld eher bei den schwächeren Verkehrsteilnehmern gesucht wird“, erklärt ADFC-Vorstand Michael Böhringer. Das liege besonders an der Wortwahl. In der Berichterstattung stehe häufig ‚das Auto‘ oder ‚der Lkw‘ ‚dem Radfahrer‘ gegenüber, beispielsweise beim Satz „Radfahrer von Auto erfasst.“ „Hier wird von einem Gegenstand gesprochen. Der Mensch, der diesen Gegenstand lenkt und möglichweise Fehler macht, wird dabei ausgeklammert“, sagt Böhringer weiter. „Als handelnder Akteur bleibt dann nur der Radfahrer übrig. So wird suggeriert, er habe den Unfall durch sein Verhalten verschuldet.“ Die Wortwahl verstellt den Blick auf den tatsächlichen Hergang und dessen Ursachen. Beim Leser bleibt der Eindruck des leichtsinnigen Radfahrers zurück.
Mit seiner Aktion möchte der ADFC darauf aufmerksam machen, dass die Berichterstattung einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Umstände hat. „Dabei ist von besonderem Interesse, dass die Verkehrssituationen immer von handelnden Personen beeinflusst sind. Personen, die Fehler machen können, Situationen falsch einschätzen oder teilweise auch für das eigene, schnelle Fortkommen die Sicherheitsbereiche anderer Verkehrsteilnehmer nutzen. Dies sollte so auch benannt werden – von den Ordnungskräften, die Verkehrsunfälle aufnehmen bis hin zur Darstellung der Vorgänge in den Medien.“ meint Michael Böhringer.
Der ADFC setzt sich besonders für fehlertolerante Infrastruktur ein, d.h. Wege und Kreuzungen, die sich an den Bedürfnissen der schwächeren Verkehrsteilnehmer orientieren und so eine wichtige Möglichkeit zur Verhinderung von Unfällen im Straßenverkehr bilden.