
CM Juli: Es ist schwer ins Paradies zu kommen
Am Dienstag, 1. Juli startet um 18 Uhr am Holzmarkt die monatliche Critical Mass Jena. Diesen Monat wendet sich die friedliche Fahrraddemo dem Verkehr in Jenas Wohnvierteln zu.
Dank seiner wunderbaren Parkanlage wird Jena oft mit dem Paradies gleichgesetzt. Für Radfahrende und zu Fuß gehende ist Bewegung in der Stadt jedoch kein Paradies. Das beginnt zumeist schon vor der Haustür.
„In der Rushhour werden zahlreiche Wohngebiete wie das Damenviertel oder das Westviertel von ganzen Schlangen von Autos durchfahren“ erklärt Organisator Andreas Seher. „Viele Autofahrende nutzen lieber Schleichwege durch Wohnviertel als ihre Hauptrouten, um Wege abzukürzen und vermeintlich schneller zu sein. Der damit verbundene Lärm und Dreck landet dann in den Wohnzimmern der Anwohner.“
„Wer aus seiner Haustür tritt, steht vor Blech“ ergänzt Barbara Körbs vom ADFC Jena – Saaletal. „Kinder können da nicht spielen, Erwachsene nicht klönen. Fußwege sind mit Mülltonnen, Straßenschildern, Parkautomaten und Fahrrädern vollgestellt, während wir den Großteil unseres öffentlichen Raumes in Wohngebieten an einige wenige verschenken, damit sie ihr Auto parken können.“
Wo Platz knapp ist, wird auch mal in zweiter Reihe, im Kreuzungsbereich, in Feuerwehrzufahrten und vor abgesenkten Bordsteinen gehalten oder geparkt. „Wenn‘s nach einer Engstelle endlich weiter geht, treten alle aufs Gas, um die verlorenen Sekunden aufzuholen“ so Andreas Seher. „All das macht das Verkehrsgeschehen in Wohngebieten unübersichtlich und gefährlich für alle Beteiligten – vom Kind auf dem Weg zum Spielplatz über die Radfahrerin bis zum Autofahrer.“
Um die Sicherheit und den Verkehrsfluss in diesen Gebieten zu verbessern, fordert die Critical Mass Maßnahmen wie die Begrenzung des Parkens in bestimmten Zonen bzw. zu bestimmten Zeiten sowie die Einrichtung von Einbahnstraßen und modalen Filtern, damit Straßen in Wohnvierteln nicht zu quasi-Bundesstraßen werden. Dadurch haben alle Menschen die freie Wahl, mit welchem Verkehrsmittel sie ihr Ziel sicher erreichen wollen. Jeder ist eingeladen mitzuradeln. Am Ende der Route schauen sich die Teilnehmenden an, wie Straßen in Jenas Wohngebieten noch genutzt werden könnten – außer als Parkplatz.