Brückensperrung in Rothenstein-Oelknitz verhindert
Brückensperrung in Rothenstein abgewendet – weiter so?
Die Neuausschreibung der Sanierung der Saalebrücke, die Oelknitz mit Rothenstein verbindet, ist eine erfreuliche Nachricht für die Bürger vor Ort und Radfahrende auf dem Saaleradweg. Der gemeinsame Einsatz des Rothensteiner Bürgermeisters Matthias Kühne, der Bürger vor Ort und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) für die Mobilitätsbedürfnisse im Nahbereich, für Alltagsradelnde und Radtouristen hat Früchte getragen. Die Aussetzung der geplanten 6-monatigen Sperrung ist der richtige Schritt, um die verfahrene Situation aufzulösen.
War es das? „Im Fall dieser Baumaßnahme wurde von der selbstverständlichen Verfügbarkeit eines Pkw ausgegangen, und nicht in Betracht gezogen, dass dies auf einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung eben nicht zutrifft“, sagt Andreas Seher vom ADFC Jena-Saaletal.
Über zehn Kilometer Umweg, mit dem Auto in kurzer Zeit zurückzulegen, sind zu Fuß oder mit dem Rad nicht ohne weiteres zu bewältigen, noch dazu ohne vorhandene Infrastruktur Kindern und Senioren kaum zuzumuten.
Es bleibt die Frage, wie es überhaupt zu einer solchen Entscheidung in der Straßenverwaltung kommen konnte, nachdem sich auch der Saale-Holzland-Kreis die Förderung der umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel auf die Fahnen geschrieben hat. Es benennt als Ziel u. a. die Erreichbarkeit der Schulen mit dem Rad. Dies muss, wie auch die Zugänglichkeit anderer Einrichtungen der Grundversorgung, durch entsprechende Kommunikation und Standards von Verwaltungen und Behörden bei Baumaßnahmen sicher gestellt werden: und zwar aus Sicht der Personen, die zu Fuß unterwegs sind oder das Rad und öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
Im Dezember 2023 wurde im Kreistag die Fortschreibung des Radverkehrskonzeptes verabschiedet. In diesem Konzept bekennt sich der Saale-Holzland-Kreis erstmals zur Förderung des Alltagsradverkehrs. Gleich im ersten Satz wird als Ziel formuliert „Der Anteil des Alltagsradverkehrs im Saale-Holzland-Kreis steigt“ sowie „Die interne und externe Kommunikation aller Akteure im Saale-Holzland-Kreis zum Thema Radverkehr verläuft optimal und ohne Informationsverlust“. Der vorliegende Fall zeigt, dass es noch ein langer Weg ins Ziel ist.
Das Radverkehrskonzept wurde über eineinhalb Jahre vom Ingenieurbüro ISUP aus Dresden unter Mitwirkung der Gemeinden des Landkreises, des Tourismusverbandes und des ADFC Jena – Saaletal erarbeitet. Der Fokus liegt auf der Erreichbarkeit der täglichen Ziele wie Schulen, Gewerbegebiete und Einkaufszentren mit dem Fahrrad – bequem, direkt und sicher. Gemäß dieser Zielstellung hätte die Vollsperrung der Saalebrücke in Rothenstein nie angeordnet werden dürfen.
Nachdem offensichtlich wurde, dass es seine Zeit dauert, bis Kreistagsbeschlüsse wie das Radverkehrskonzept in der Verwaltung Resonanz finden, ist es umso wichtiger, dass Interessengruppen ein wachsames Auge auf die Umsetzung werfen. Die nächste große Maßnahme betrifft die Sperrung der B88 zwischen Porstendorf und Neuengönna. Hier soll vorab ein straßenbegleitender Radweg gebaut werden – für Einsatzfahrzeuge, Busverkehr und in der Folge Kfz-Schleichverkehr. Der ADFC begleitet die Planungen aufmerksam.